Schreitet man durch die Türen des Landtmann, dann lässt man das bunte Treiben der Ringstraße hinter sich und taucht ein in eine Welt voller süßer Geschichte, deren Grundstein vor 150 Jahren gelegt wurde. Damals hatte Wien freilich noch ein anderes Gesicht – eines ohne prunkvolle Ringstraße und ohne weltberühmtes Burgtheater. Das Rathaus und die Universität hüllten sich in Staub und Baulärm. Franz Landtmann aber hatte eine Vision: er wollte für die Wienerinnen und Wiener etwas ganz Besonderes schaffen – und zwar das eleganteste Café der Stadt. Und das ist ihm ist gelungen. Am 1. Oktober 1873 wurde aufgesperrt – und ganz Wien war begeistert.
Über die Jahre wurde das Landtmann von einigen liebevollen Händen mitgestaltet, hat so manche Skurrilität miterlebt, die später zu einer gern erzählten Anekdote wurde. Das Haus durfte so manche Berühmtheit begrüßen – darunter auch Personen aus dem englischen Königshaus oder aus dem filmisch inszenierten österreichischen Kaiserhaus. In all dieser Zeit hat das einladende Kaffeehaus nichts von seinem Charme eingebüßt, nichts von seiner Eleganz verloren. Noch heute nimmt man hier auf originalen Thonetsesseln, teilweise sogar noch aus der Kaiserzeit, Platz und kann seinen Blick über die historischen Intarsienarbeiten an den Wänden und über die Spiegel aus den Goldenen 1920er Jahren schweifen lassen. Nur einmal befand sich das Landtmann in höchster Gefahr, nur einmal hätte Wien sein Grand Café beinahe verloren. Denn als die damaligen Besitzer verkaufen wollten, sollte es - wie schon viele andere ehrwürdige Ringstraßencafés - einer Bankfiliale weichen.
Dass wir uns heute im Landtmann bei einem wunderbar duftenden Kaffee und einem himmlisch süßen Stück Guglhupf in eine vergangene Zeit hineinträumen dürfen, ist den Bemühungen seiner heutigen Besitzer, der Familie Querfeld, zu verdanken. Herbert und Anita Querfeld erfuhren von der drohenden Schließung und konnten sich eine Ringstraße, ja ein Wien ohne das Landtmann einfach nicht vorstellen. Mit viel Liebe wurde das Café restauriert und behutsam in die Moderne geführt. Heute gehen hier Weltoffenheit und typisch wienerische Kaffeehauskultur Hand in Hand und begeistern Wienerinnen und Wiener ebenso wie ein internationales Publikum immer wieder aufs Neue.